Mahnmal am Bahnhof

Mahnmal für den Evakuierungstransport Ende April 1945

Mahnmal für den Evakuierungstransport Ende April 1945

Anlässlich der Auflösung der KZ-Lagergruppe Mühldorf nach einem alliierten Bombenangriff am 20. April 1945 werden etwa 3.600 überwiegend jüdische Häftlinge in Güterwagen gepfercht und mit zunächst unbekanntem Ziel abtransportiert.

Sie werden begleitet von SS- und Wehrmachtsangehörigen. Am 27. April 1945 macht der Evakuierungstransport aufgrund eines Defekts in Poing Station und wird auf einem Nebengleis abgestellt.

Am späten Nachmittag verbreitet sich das Gerücht vom Kriegsende unter den Wachmannschaften. Einige Bewacher fliehen. Auch zahlreiche ausgehungerte Häftlinge versuchen sich zu befreien und riskieren die Flucht in die naheliegenden Häuser und Einödhöfe.

Nur Wenigen gelingt es, sich mit Hilfe Anwohnender zu verbergen. Eine große Zahl von Häftlingen wird verfolgt und erschossen. Bilanz: mindestens 50 Tote und mehr als 200 Verletzte. Am Abend des 27. fährt der Zug in Richtung Tutzing und Seeshaupt, wo die noch Überlebenden am 30. April endlich befreit werden.

Entstehung des Mahnmals

Im Landkreis Ebersberg wurde ein Wettbewerb zur Errichtung eines Mahnmals ausgeschrieben. Die Wahl fiel auf einen Entwurf des Poinger Künstlers Karl Orth.

Am 27. April 2010 – auf den Tag genau 65 Jahre nach dem Halt des Evakuierungstransportes in Poing – wurde im Beisein von Zeitzeugen das Mahnmal feierlich eingeweiht. Seitdem findet an diesem Ort jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung statt.

Zwei Zeitzeugen berichten: Buchempfehlungen

Viele Jahre lang wurde dieses grausame Geschehen verdrängt und verschwiegen, Hilfeleistungen der Bürger, Formen von Verweigerung und alltäglichem Widerstand gegen den Nationalsozialismus wenig wahrgenommen.

Ein Mahnmal bei der Bahnstation Poing soll nun dazu dienen, diesen Teil der Geschichte Poings ins Gedächtnis zurückzurufen und einen Dialog zwischen den Generationen zu ermöglichen.

Leslie Schwartz, Durch die Hölle von Auschwitz und Dachau 

Max Mannheimer, Spätes Tagebuch

Stephen Nasser, Sherry Rosenthal, Die Stimme meines Bruders

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